Gotteswort, Menschenwort, Dichterwort

„Allein die Schrift“

Rückblick auf einen etwas anderen Reformationsgottesdienst

Schon das Entrée des Gottesdienstes kündigt einen besonderen Gottesdienst an, bei dem im Grunde keiner genau weiß, was geschehen wird. Deutlich ist nur: Heute wird jeder in der Kirche seinen Teil zur Feier beitragen.

20161105_210315„Allein die Schrift!“ Mit diesen drei Worten werden die Gottesdienstfeiernden am Eingang der Friedenskirche begrüßt und erhalten anstelle des Gesangbuchs eine Bibel mit Einlegeblatt. Statt in den unteren Kirchenraum werden sie auf die oberen Seitenemporen geleitet. Dort herrscht zu Beginn neugierig-gespannte Ruhe.

Um 10 Uhr verstummen die Glocken. Die Orgel aber schweigt weiter. Ein einzelner Glockenschlag eröffnet die liturgische Feier. Es folgen Votum und einleitende Worte:

„In unserem Reformationsgottesdienst wollen wir Luther heute beim Wort nehmen, bei diesem Wort, und ihn „allein mit der Schrift“ bestreiten.

Sie haben am Eingang jeder und jede eine Bibel erhalten. Das Blatt mit dem Gottesdienstablauf dient als Buchzeichen. Sie dürfen Ihre Bibel jetzt an dieser Stelle aufschlagen. Wir werden dann, jede und jeder auf einer anderen Seite, aber alle gleichzeitig mit lautem Lesen aus der Schrift beginnen.“

Erst zaghaft verwundert, dann immer mutiger erklingt plötzlich die ganze Schrift auf einmal. Die 140 versammelten Stimmen lesen Zufallstexte wild durcheinander. Prophetische Unheilstexte erklingen neben dem Hohenlied der Liebe, die Bergpredigt grüßt den Schöpfungsbericht, Psalm 23 und die Offenbarung des Johannes erzählen vom selben Gott. Eindrucksvoll.

Das gemeinsame Lesen verebbt. In einem Moment der Stille werden die vier biblischen Worte aus den Fenstern der Friedenskirche gelesen. Sie sind auf Banner geschrieben und werden förmlich geerdet in den unteren Kirchenraum und dort von Konfirmanden auf Tischen drapiert.

20161105_210204Allein die Schrift? Nicht ganz, denn die Schrift ist nie Schrift allein, immer trifft sie auf Menschenwort, auf Dichterwort. Der Hölderlin-Text der Stufenanlage wird von drei Jugendlichen im Kanon inszeniert. Der Text nimmt zentrale biblische Worte auf: erfahren, Himmel, Mensch, Liebe, morgen.

Und das Wort setzt in Bewegung. Die Gemeinde erlebt es in eigener Bewegung. Bei wunderbarem A-Capella-Gesang – angeleitet von unserem Kirchenchorleiter Sebastian Hübner – macht sich die Gemeinde auf den Weg von den Emporen in den unteren Kirchenraum. Ein wahres Klangerlebnis.

Unten werden die Bibel auf den als aufgeklapptes Buch gestaltete Altar gelegt.

Vor der Schrift steht das Schreiben. Wir wollen nun mit den vier Schriftzitaten aus unseren Kirchenfenstern in ein Gespräch eintreten. Das soll in Form eines schweigenden Schreibgesprächs geschehen. Wir schreiben, wir tragen uns ein in die Schrift. Sie können nun einen Gedanken, eine Frage, einen Kommentar zu einem der Christusworte auf das jeweilige Band schreiben. Andere werden anderes aufschreiben. Oder lesen, was Sie geschrieben haben, und es ebenfalls kommentieren oder einen weiteren Gedanken dazu aufschreiben. So kommen wir mit der Bibel und miteinander ins Gespräch. Es soll bei diesem Gespräch aber nicht gesprochen, nicht geredet, sondern nur geschrieben und gelesen werden. Sie haben Zeit. Eine Glocke ist das Zeichen, dass wird unser Schreiben beenden. Und nun dürfen Sie sich in Bewegung setzen!

In konzentrierter Stille werden die vier biblischen Worte auf den Bannern mit den Erfahrungen, den Sehnsüchten und Hoffnungen der Gemeinde gespeist.

Nachdem angekündigten Glockenschlag führen Helfer die Banner zusammen und ziehen sie zur Kirchendecke hoch. Die Gemeinde singt derweil „Nun geh uns auf, du Morgenstern (EG 585)“. Ein gemeinsames Fürbitten und der Segen schließen diesen besonderen Gottesdienst ab.

Die Friedenskirche aber ist um einer Installation reicher. Denn der Buchaltar und das „Zelt“ bleiben für eine Woche. Und immer wieder begegnen in dieser Zeit staunend-fragende Menschen in der Kirche der Schrift.

(Eindrücke vom gestalteten Kirchenraum in unserer Fotogalerie. Zum Vergrößern klicken. Fotos: Gunnar Garleff)

 

Interreligiöser Trialog in der Friedensgemeinde

Im eigenen Glauben dem Fremden begegnen

Religionen erheben den Anspruch, dass ihnen Wahrheit offenbart ist. Wie aber ist, in der Gewissheit des eigenen Glaubens, ein Dialog möglich, bei dem zugleich die Wahrheitsfähigkeit der anderen respektiert und anerkannt wird?

Welche Traditionen, Weisheiten und ethischen Grundsätze teilen die drei „Abrahamsreligionen“ sogar miteinander? Nicht nur angesichts der kriegerischen Konflikte im Mittleren Osten und der Migration nach Europa, sondern auch mit Blick auf die Flüchtlinge und den neuen jüdischen Friedhof bei uns in Handschuhsheim ein hochaktuelles Thema.

Darüber sprechen vier Beteiligte aus drei Religionen: die katholische Theologin Prof. Dr. Katja Boehme, Leiterin des Kompetenzstudiengangs Interreligiöses Begegnungslernen an der hiesigen PH; Ibrahim Etem Ebrem, Heidelberger Muslim und zivilgesellschaftlicher Aktivist; Prof. Dr. Birgit Klein von der Hochschule für Jüdische Studien und Prof. Dr. Klaus Müller, der Beauftragte der Ev. Landeskirche in Baden für das christlich-jüdische Gespräch.

Ein interreligiöser Tiralog
am Donnerstag, 17. November 2016, 20 Uhr
im Gemeindehaus an der Friedenskirche

Allein die Schrift – Sola scriptura!?

Experimentierfreudiger Reformationsgottesdienst
in der Friedenskirche

Eigentlich ist es gar kein Experiment. Denn dass die Heilige Schrift im Zentrum eines evangelischen Gottesdienstes steht, war ein Kernanliegen der Reformatoren und ist darum eine Selbstverständlichkeit.

In einer Reihe von vier Gottesdiensten lässt die Friedensgemeinde im Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation diese reformatorischen Grundprinzipien auf neue und experimentierfreudige Art wieder lebendig werden.

Foto: Nahler

„Sola scriptura: Allein die Schrift!?“ unter dieser Überschrift findet am 30. Oktober um 10.00 Uhr der erste Gottesdienst dieser Reihe in der Friedenskirche statt.

Der Innenraum der Kirche, der zunächst nur neugierigen Blicken vorbehalten bleibt, aber nicht betreten wird, gleicht dabei einer großen Schreibwerkstatt; die Besucherinnen werden statt mit Gesangbüchern am Eingang mit Bibeln ausgestattet und auf die Seitenemporen geleitet. Von dort aus sind die vier Engel mit ihren Schriftbändern mit Schriftzitaten in den Kirchenfenstern besonders gut zu sehen. Sie treten im Verlauf des Gottesdienstes aus einem akustischen Klangteppich hervor und entrollen ihre Schrift in den Kirchenraum.

 

Die Worte aus der Friedensfeier von Friedrich Hölderin, die auf der Stufenanlage eingraviert stehen, werden in einem szenischen Durchgang von dort auf-gelesen und mit den Bibeltexten ins Gespräch gebracht. Und natürlich wird bei einem Gottesdienst, der Schrift in den Mittelpunkt stellt, auch geschrieben. Dazu müssen die Bibeln freilich erst aus der Hand gelegt werden.

Foto: Wodicka

Was daraus entsteht? Lassen Sie sich einladen und überraschen.

 

Mitwirkende: Pfarrer Dr. Gunnar Garleff, Pfarrerin Martina Reister-Ulrichs, Architekt Armin Schäfer und Vorbereitungsteam.

Spannendes Team-Erlebnis

Die neuen Konfirmanden sind gestartet

Ein bisschen Stolz war schon dabei, als Pfarrer Gunnar Garleff im Gottesdienst zum Gemeindefest die „Konfis“ der Gemeinde namentlich vorstellte. Insgesamt 55 neue Konfirmandinnen und Konfirmanden füllten recht schnell die ganze Altarinsel in der Friedenskirche. Eine beachtliche Zahl junger Menschen, die in den nächsten Monaten im Gemeindeleben und ganz besonders in den Sonntagsgottesdiensten präsent sein werden.

Viele Gesichter sind wohl vertraut aus Kindergottesdiensten und Kinderchören, andere sind neu. In der Konfirmandenzeit werden sie aktiv in das Gemeindeleben eingebunden, helfen bei Veranstaltungen mit und begleiten mit der Übernahme von liturgischen Diensten die Gottesdienste. Um die Kommunikation der Generationen untereinander zu fördern, werden die „Konfis“ zukünftig nach dem Gottesdienst das Gespräch mit älteren Gottesdienstbesuchern suchen, um sich über Erlebtes und Gehörtes auszutauschen.

Der Hauptakzent der Konfirmandenzeit liegt aber auf dem Kennenlernen und Vertiefen der zentralen christlichen Glaubensinhalte und dem Erleben von Gemeinschaft. Dazu treffen sich die Konfirmanden mittwochs unter der Leitung von Pfarrer Garleff. In drei Gruppen lernen sie biblische Traditionen kennen und stellen Lebensfragen, um dann gemeinsam nach Antworten zu suchen.

Bibel-Traditionen und „Team-Challenge“

Der Höhepunkt der ersten drei Wochen der Konfirmandenzeit war die gemeinsame Startfreizeit im Schwarzwald. Gemeinsam mit den Pfarrern und 5 Teamern wurde in Bad Herrenalb auf einem Zeltplatz übernachtet und im nahen Murgtal die Gruppendynamik gestärkt. So stand am Abend des ersten Tages eine Teamchallenge auf dem Programm, bei der die fünf eingeteilten Teams Aufgaben wie „Tanker im Nebel“, „Inselhüpfen“ oder „Group-Juggling“ absolvieren mussten. Schon hier konnte man sehen: Unsere 55 neuen Konfis haben einen sehr wertschätzenden und rücksichtsvollen Umgang miteinander, angereichert mit viele Freude und Lust aneinander und aufeinander.

Der zweite Tag begann nach einer kühlen Nacht mit einer Andacht und einer Reflexion zur Frage „Was macht dich eigentlich glücklich?“. Anschließend ging es per Bus ins benachbarte Murgtal, wo sich die meisten Teilnehmenden von einer ca. 15m hohen Brücke abseilen ließen, ehe die Gruppe gemeinsam zu einer Flussbettwanderung aufbrach. Die Aufgabe dabei: Einander helfen, damit möglichst alle ohne nasse Füße das Ziel erreichen.

Gemeinsam durch die Fluten

Im Anschluss daran wurde flussabwärts geraftet. Ein nassfröhlicher Spaß in kleinen Booten im Wildwasser. Manches Boot blieb stecken. Die Teams mussten gemeinsam das rettende Ufer erreichen und sich gegenseitig beim Herausholen und Zurücktragen der schweren Schlauchboote unterstützen. Ein besonderer Spaß war für einige Mutige ohne Boot, aber mit Schwimmweste und Helm, die Kajakspielstelle zu durchschwimmen und sich durch das Wasser treiben lassen!

Am Abend ging es zurück nach Handschuhsheim. Die gute Stimmung der Tage konnte man am Sonntag im Gottesdienst noch spüren. Lauter fröhliche, etwas müde Gesichter. Ein verheißungsvoller Start in die Konfi-Zeit.

Eindrücke von der Konfi-Freizeit im Murgtal finden Sie in unserer Bildergalerie (Klicken zum Vergrößern)

Heiter und entspannt

Das war das Gemeindefest

Mitte Juli traft sich die Friedensgemeinde zu einem fröhlichen Sommer-Gemeindefest. Der Platz zwischen Friedenskirche und Gemeindehaus gut gefüllt, Spiel und Spaß auf dem Hof des Kindergartens, leckeres Essen, gute Gespräche, entspanntes Kennenlernen. Heiter und entspannt war die Stimmung, ganz dem Wetter entsprechend. Die beiden Kindergärten, die Zirkusgruppe, die Jungbläser, der Kirchenchor und die Tanzgruppe boten mit ihren Auftritten eine Attraktion nach der anderen. Dazwischen gab’s illustre Turmbesteigungen und Rundfahrten mit der Gemeinde-Rikscha. Eindrücke vom Fest hier in unserer Bildergalerie. (Klicken zum Vergrößern)

 

Fotos: Helmut Brodt und Lothar Bauerochse