Um 19:45 Uhr war es am Buß- und Bettag soweit. Freudestrahlend trat Schuldekan Dr. Beate Großklaus im Wahlgottesdienst ans Mikrofon und verkündigte die frohe Nachricht: „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass die neue Pfarrerin der Friedensgemeinde Therese Wagner heißt.“

Bis Therese Wagner, die derzeit Gemeindepfarrerin in der Kirchengemeinde Kollnau in der Nähe von Freiburg ist, ihren Dienst allerdings in Handschuhsheim antreten kann, werden noch ein ca. 9 Monate vergehen. Das hat vor allem zwei Gründe: Ihr Mann Gregor Herrmann-Wagner ist Pfarrer im Schuldienst, für ihn muss zunächst eine geeignete Stelle in der Region gefunden werden. Außerdem ist die zur Verfügung stehende Wohnung für eine Familie mit zwei kleinen Kindern nicht geeignet. Daher suchen wir zusammen mit dem Kirchenbezirk eine geeignete 6-Zimmer-Wohnung oder -Haus in Handschuhsheim. Über Hinweise an dekanat.heidelberg@kbz.ekiba.de freuen wir uns.



Am 14. November hatte sich Therese Wagner in einem Gottesdienst in der Friedenskirche der Gemeinde bekannt gemacht. Anschließend stand sie in einer Gemeindeversammlung für die Fragen aus der Gemeinde zur Verfügung. Den Vorstellungsgottesdienst von Therese Wagner können Sie hier nachschauen:
Auch mit dem Ältestenkreis der Friedensgemeinde hat Therese Wagner ein ausführliches Gespräch geführt. Mit einem Text „Mein Bild von Kirche“ hatte die Kollnauer Pfarrerin sich um die Pfarrstelle in der Friedensgemeinde beworben. Eine Skizze für die Kirche von morgen:
Mein Bild von Kirche – auch für morgen
Kirche gründet sich für mich in einem Morgenspaziergang, in einem Nicht-Mehr-Schlafen-Können zweier Frauen, die feststellten: Das Grab ist leer! und hören: „Er ist auferstanden!“.
Die „Kirche von morgen“ ist von diesem Morgen her zu denken. Von diesem An- und Aufbruch, der immer wieder neu geschieht.
Da sind Menschen, die hören und leben dann, als wenn es kein Abend gibt. Als wenn es nicht stimmt, dass alles nur noch schlimmer wird und alles so bleiben muss, wie es ist oder immer schon war.
Da sind Menschen, die hören und wissen: Kirche hängt nicht an ihren Steinen, sondern bringt sie ins Rollen. Sie ist kein unverrückbarer Klotz, sondern verrückt, weil sie an ein Morgen glaubt.
Da sind Menschen, die bleiben nicht im Verborgenen, sondern treten in Erscheinung. Sie reden nicht hinter vorgehaltener Hand im stillen Kämmerlein, sondern offen und frei von der Botschaft, die durch alle Ritzen dringt.
Die „Kirche von morgen“ mag andere Formen von Gottesdienst kennen, andere Gebäude und Mitgliederverhältnisse haben. Sie wird vermutlich andere Lieder, andere Bilder und Sprache finden, als ich es heute gewohnt bin. Auch Schwerpunkte werden sich verschieben, weil Gesichter und damit Begabungen wechseln. Aber immer werden Menschen am Morgen sich aufmachen, zusammenkommen, hören und dann so leben, als wenn es kein Abend gibt.
Die „Kirche von morgen“ ist für alle, die im Morgenglanz der Ewigkeit Gottes weiterspazieren. So bin ich in den letzten Jahren mit Menschen unterwegs gewesen. Da ist für mich konkret die „Kirche von morgen“ sichtbar geworden. Ich denke an die Konfis, die am Anfang Ihrer gemeinsamen Zeit mit ihren Fragen zum Glauben hinausgingen, ihre Lehrer, den Bürgermeister oder die Nachbarin interviewten und mit einem persönlichen Brief ihrer Adressaten in den Gottesdienst zurückkehrten. Ich denke an ein Paar kurz vor der Trauung, das am Küchentisch erstmals anfing, sich über ihre Vorstellungen vom Leben und Tod zu erzählen. Ich denke an große gemeinsam Feste im Zoo, am Fluss oder beim Stadtteilfest mit den katholischen oder evangelischen Nachbarn. Ich denke an die vielen unverblümten Fragen der Kinder im Unterricht und manchmal auch mitten im Gottesdienst. Kinder, die nicht abgespeist, sondern genährt werden wollten mit märchenhaften Geschichten von Helden und Schurken, Königen und Bettlern, Pharaonen, Soldaten, Fischern, ja, von mir selber – von Vorbildern im Glauben und im Zweifel. Ich denke an kleine und große Diskussionen und Streitgespräche. Gespräche, die manchmal weh taten, weil der Finger in die Wunde gelegt wurde und die am Ende doch heilsam waren. Ich denke an die vielen Gebete, die nach so manchem Gespräch das Erzählte Gott hinhielten. Gebete voller Dank und Freude, Angst und Verzweiflung; aber auch Gebete, die sich nach langem gemeinsamen Schweigen Jesu Worte liehen.
Auf meinem Spaziergang in der „Kirche von morgen“ bin ich auf dem Weg zu den Menschen und ihren Lebensgeschichten, die im Hören und Fragen so viel Reichtum bergen. Lebensgeschichten, die oft Bilder in mir wachrufen oder sich mit einem Bibelwort verbinden. Wenn ich während des Spaziergangs zurückblicke, dann hoffe ich immer, ein paar Brocken Brot auf dem Weg zu finden, Reserven, die mich in einen Raum zurückführen, der jeder und jedem offensteht. Der erkennbar und einladend ist, weil ein Tisch in ihn hineingeschoben wurde. Dieser Tisch ist festlich gedeckt mit dem weißen Tuch, das am Boden lag.
Bei meinem ersten Spaziergang vor Ort und digital durch Ihre Gemeinde habe ich schon viel „Kirche von morgen“ für mich entdecken können: im Teamgeist und Bewusstsein, gemeinsam unterwegs zu sein, im immer wieder Draufschauen und Weitergehen, in der Lust, Neues auszuprobieren, in der hohen Wertschätzung von stimmigen Gottesdiensten, im kreativen Umgang mit Räumen oder in den offenen Türen. Das hat mich begeistert.
Ich bin neugierig, Sie näher kennenzulernen.