Immer wieder wird gefragt, ob denn die Stufenanlage in der neuen Friedenskirche tatsächlich für die Kirchenmusik nützlich ist, ob die Stufen nicht gefährlich zu begehen sind, ob weitere Podestanbauten nötig sind, ob Orchestermusiker und Chöre tatsächlich darauf ausreichenden Platz finden.
Die gute Nachricht: Ja, die neue Stufenanlage wird – obowohl sie nicht in erster Linie als Chor-Podest gedacht ist, sondern als liturgischer Ort für die Verkündigung in Wort und Musik – in Zukunft der überaus lebendigen Kirchenmusik in der Friedensgemeinde optimale Bedingungen bieten.
Zunächst ein paar Fakten:
Die Stufenanlage ist kein „Verkehrsweg“ zwischen Kirchenraum und Orgelempore, auf dem zahlreiche Menschen mal eben schnell von oben nach unten laufen oder umgekehrt. Im Normalfall werden sich auf der Stufenanlage nur die liturgisch Mitwirkenden bewegen, also Pfarrerin und Pfarrer, die zur Kanzel schreiten (und das geht auf den verschränkten Stufen sehr gut!) sowie auch Lektoren. Natürlich bietet die Stufenanlage auch Raum für weitere Gestaltungsmöglichkeiten im Gottesdienst, etwa szenischer Art. Aber dann hat das alles auch seine Rolle im Rahmen der Liturgie.
Für die Kirchenmusik bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Der Gemeinde bekannt ist die Situation, dass ein Chor (z.B. der Kirchenchor) oben auf der Orgelempore singt. Dies wird auch in Zukunft die „Standardsituation“ sein.

Für die Mitglieder dieser Chöre wird sich gegenüber heute fast nichts ändern. Sie erreichen die Orgelempore wie bisher über die beiden Treppenhäuser auf normalen Stufen. Sie finden auf der Orgelempore ihre Sitzplätze. Zu ihrem Einsatz im Gottesdienst stellen sie sich mittig vor der Orgel auf. Anschließend gehen sie wieder zurück zu ihren Plätzen. Wenn die Mitglieder des Kirchenchores z.B. am Abendmahl teilnehmen wollen, erreichen sie den Kirchenraum wiederum über die Treppenhäuser – genau wie bisher.
Allerdings, doch etwas wird sich entscheidend ändern: In Zukunft können die Musiker auf der Orgelempore nicht nur per Lautsprecher hören, was im Gottesdienst passiert, sondern auch sehen und intensiver als bisher am Gottesdienst teilnehmen. Und die Gemeinde kann auch sehen, wer da so schön singt. Und wer gerne doch ein bißchen „versteckt“ sitzen möchte, wird auch in Zukunft hinter den verbleibenden Mauerbrüstungen eine Nische finden.
Neu wird sein, dass in Zukunft Chöre auch bei einem Auftritt von unten einen angemessenen Platz finden.

Wir kennen es zum Beispiel, dass die Kinderchöre unten in der Kirche sitzen und sich zum Gesang auf den Stufen aufstellen. Das können sie in Zukunft mit viel Ruhe und Platz auf den unteren Stufen tun. Oder ein kleiner Chor bzw. ein kleines Instrumenten-Ensemble wird auf den unteren Stufen und damit nahe bei der Gemeinde ausreichend Platz finden.
Letztlich sind die Varianten zahllos. Ein kleiner Chor mit kleinem Ensemble könnte für ein Konzert auch im mittleren Bereich Platz finden – und an der Stelle sowohl im Erdgeschoss wie auf den Emporen sehr gut zu hören und zu sehen sein. Für den Kantor/Dirigenten wird es ein Podest geben, das genau auf eine Stufe angepasst ist, so dass der Dirigent auf Augenhöhe vor der ersten Sängerreihe stehen kann (natürlich mit Geländer gesichert, damit auch engagierte Dirigenten nicht vom Sockel stürzen).

Und schließlich ist die Stufenanlage samt der Altarinsel auch gut gerüstet für das große Chorkonzert, etwa eine Oratorienaufführung der Kantorei mit Orchester. Wir haben es einmal ausgerechnet: Auf der kompletten Stufenanlage bis hin zur Orgelempore würden 150 Sängerinnen und Sänger Platz finden. Auch für große Konzerte sind also keinerlei Anbauten notwendig! Kanzel und Altar werden zwar keine Leichtgewichte sein, aber sie können bei Bedarf verschoben werden. Somit kann z.B. die Kantorei bei einem Konzert auf den unteren fünf bis sechs Stufen ausreichend Platz finden und das Orchester sitzt im Halbreis auf der Altarinsel.

Noch ein Wort zu den Maßen der Stufenanlage: Es gibt ein Standardmaß für die sog. „Orchesterstufe“. Das liegt bei 120 cm Tiefe und 45 cm Höhe. An diesem Maß orientiert sich auch die Stufenanlage in der neuen Friedenskirche. Die Abweichungen sind darin begründet, die Stufenanlage an das schon vorhandene Maß der Stufen auf der Orgelempore anzupassen.
Die Stufen in der neuen Friedenskirche werden 112 cm tief sein und 42 cm hoch.
Der Platz reicht, um Chorsänger in zwei Reihen aufzustellen, um Instrumentalisten zu platzieren, auch um ggf. Stuhlreihen für die Sängerinnen und Sänger zu stellen. Dabei wäre es sogar möglich, dass eine Reihe Sänger sich auf Stühle setzt und die dahinter stehende Reihe Sänger sich auf die nächste Stufe setzt. Werfen Sie dazu einen Blick in die Pläne.


Nächsten Dienstag hat der Kirchenchor Probesingen und Probestehen auf dem Modell der Stufenanlage.
Einige Mitglieder möchten nicht von der Treppe aus singen, sondern von oben. Ob das alles geht?
Wie wird Herr Braatz stehen können, ohne dass er in Gefahr läuft, bei einem ungeplanten Schritt nach hinten zu stürzen?
Wie können wir stehen, wie wird die Akustik sein? Gut ist auf jeden Fall, dass die Stufen nicht 80 cm sondern 112 cm breit sind. Sonst wäre eine Nutzung wohl auch nicht möglich.
Viele Fragen müssen geklärt werden- ich bin sehr gespannt!
Die Orgelempore selbst ist durch die Einhausung der Orgel und das Loch im Boden dort, wo früher das Orgel-Rückpositiv war, derzeit nicht begehbar. Hier muss es vermutlich bei der Vorstellungskraft bleiben, dass man in Zukunft wie bisher schon auf den Stufen der Orgelempore singen wird und kann.
Viel lohnenswerter dürfte es aber sein, so viel Offenheit mitzubringen und sich vielleicht langsam die Stufenanlage „hinaufzutasten“, um dann festzustellen, dass man erstens auf den verschränkten Stufen ganz wunderbar hinauf und hinab gehen kann und dass man zweitens auf den breiten und tiefen Stufen ganz bequem und sicher stehen kann.
Was Michael Braatz angeht, hatte ich schon geschrieben, dass es ein Podest geben wird, welches genau die Höhe und Tiefe einer Stufe hat und ein Geländer im Rücken. So kann der Dirigent bequem auf Angenhöhe mit der ersten Reihe seiner Sängerinnen und Sänger stehen, in ausreichendem Abstand und gegen Stürze gesichert.
In drei Jahren Planungsprozess mit drei fähigen Architekten (von der AAg und der Pflege Schönau) sind schon sehr viele Fragen bedacht und geklärt worden.