Martina Steinbrecher wird Rundfunkpfarrerin

Garleff, Gunnar: Herzlichen Glückwunsch zur neuen Stelle? Was reizt dich an ihr und was genau werden deine Aufgaben sein?

Steinbrecher, Martina: Nach über zwanzig Jahren als im Gemeindepfarramt reizt es mich, mich auf eine Sache konzentrieren zu können. Und dass diese Sache die zeitgemäße Verkündigung der guten Nachricht von Gott in Jesus Christus ist, habe ich natürlich mit Bedacht gewählt. Ich lese viel und schreibe gerne Texte, ich predige gern, spiele mit Wörtern und nehme das Wort ernst. Meine Hauptaufgabe wird es sein, für die badische Landeskirche die evangelischen Rundfunksendungen auf allen SWR-Kanälen zu verantworten. Täglich werden dort Andachten und Impulse gesendet. Einen Teil schreibe und spreche ich selbst, einen Großteil macht ein Team aus Kolleg*Innen, das ich redaktionell und bei den Aufnahmen im Studio betreue. Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit der württembergischen und der pfälzischen Kollegin, denn diese drei Landeskirchen deckt das Sendegebiet ab. Mein Büro wird darum auch in Stuttgart sein. Außerdem verantworte ich Radio- und Fernsehgottesdienste, soweit sie vom SWR produziert werden.  

Bei aller Wehmut, die dein Abschied hier bedeutet, ist da ja zumindest ein Trostmoment enthalten. Die wortvirtuose Predigerin können die Handschuhsheimer und Handschuhsheimerinnen weiter hören. Aber der Wechsel auf eine Funktionspfarrstelle ist ja auch eine berufliche Zäsur. Gibt es etwas, dass du vermissen wirst aus der Zeit als Gemeindepfarrerin?

Ja, ganz bestimmt. Ich habe das Pfarrerin-Sein immer auch als Lebensmodell verstanden, nie nur als einen Beruf wie viele andere. In den drei Gemeinden, in denen ich tätig gewesen bin, habe ich mich immer auf Menschen, Geschichten und Beziehungen eingelassen, Netzwerke gesponnen und mich trotz des Wissens, dass ich nur auf Zeit da bin, verwurzelt. Das ist auch ein großes Privileg. Ich habe viel unmittelbare Rückmeldungen auf meine Arbeit bekommen. Es ist schön, wenn man Menschen etwas mitgegeben hat und es auch gesagt bekommt. In Zukunft wird es eine viel deutlichere Trennung von beruflichem und privatem Leben geben. Wobei mich das natürlich auch freut, weil ich auf der neuen Stelle nicht an eine Residenzpflicht gebunden bin, sondern mit meinem Mann zusammenziehen kann, der ja in Bad Boll lebt. 

Das ist natürlich ein schöner „Nebeneffekt“ der neuen Stelle. Im Pfarramt ist ja jeder Stellenwechsel zugleich mit einem Umzug bzw. Wegzug verbunden. Welche besonderen Erinnerungen und Highlights nimmst du aus deiner auch persönlich bewegten Zeit in Handschuhsheim und in der Friedensgemeinde mit?

Vermissen werde ich die große Kollegialität in unserem Pfarrteam. Sie war und ist ein Highlight, für das ich sehr dankbar bin. Es ist einfach toll, gemeinsame Ziele zu verfolgen und sich dabei nicht im Weg zu stehen, sondern voneinander zu profitieren. Vermissen werde ich die Friedenskirche mit all ihren Möglichkeiten, unterschiedlichste Gottesdienste zu feiern. Sie ist, wie Diana Deutsch einmal geschrieben hat, ein visionäres Gotteshaus, in dem Gott auf vielerlei wundersame Weise erfahrbar wird. Vermissen werde ich all die Menschen, die mich an ihrem Leben haben teilnehmen lassen und die mir ans Herz gewachsen sind. Vermissen werde ich das Handschuhsheimer Feld vor der Haustür und dass ich dort nun kein begehbares Labyrinth mehr verwirklichen kann.  

Wir werden dich im Pfarrteam auch sehr vermissen. Aber ehe wir jetzt schon die ersten Abschiedsreden halten und die Tränen vergießen, freuen wir uns auf das, was da in den Wochen bis zum 31. Juli noch kommt. Schön, dass du da bist/warst.

Das Gespräch gibt ein Chatprotokoll von Pfarrer Gunnar Garleff und Pfarrerin Steinbrecher am 6. Mai 2021 wieder.

Die Verabschiedung von Pfarrerin Martina Steinbrecher wird am 4. Juli 2021 in der Friedenskirche durch Dekan Dr. Christof Ellsiepen stattfinden. Nähere Informationen zu Uhrzeit, Form und Anmeldung gibt es in Kürze.

3 Kommentare zu „Martina Steinbrecher wird Rundfunkpfarrerin

  1. Sehr geehrte Frau Pfarrerin Steinbrecher,
    heute morgen habe ich Ihren Beitrag zum Thema Abschied gehört. Vielen Dank.
    Nur eins hat mich gewundert. Wieso sagen Sie zu sich selbst Pfarrer und nicht Pfarrerin?
    Ich selber bin auch nicht für Gendern auf Biegen und Brechen. Aber Ärztin, Kanzlerin, Ingenieurin und eben Pfarrerin soll und muss selbstverständlich werden. Sie haben in der Öffentlichkeit eine gewisse Verantwortung. Sicher wissen Sie, das Jungs im Kindergarten Arzt, Mädchen Krankenschwester werden wollen- weil die Kinder es so hören. Ich selber mit viele Jahre Krankenschwester und es ärgert mich wenn von den Pflegern gesprochen wird, die doch ein Bruchteil darstellen in dem Beruf. Da gibt es noch viel aufzuholen in der Sprache! Und Sie dürfen auch gerne Mal darüber sprechen.
    Herzliche Grüße Annette Breit

  2. Liebe Frau Steinbrecher
    Ich habe ihr Wort zum Sonntag gehört, und dass Jesus aufgefordert hat die Fischer mit ihm zu gehen
    Das war nüchtern betrachtet kein guter Zug, denn diese Fischer Haben alles stehen und liegen gelassen und auch ihre Familien Frau und Kinder zurückgelassen.
    Das gibt einem schon zu denken.
    Ich bin Christ und lebe auch danach.
    Ihnen noch einen schönen Sonntag
    Mit freundlichen Gruß
    Lutz Winkler

  3. Herzlichen Glückwunsch zur Berufung an die neue Rundfunk- und Fernsehpfarrerin Martina Steinbrecher👏😇

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