Ältestenkreis entwirft Zukunftsbild der Friedensgemeinde
Im Januar wurde der neugewählte Ältestenkreis in sein Amt eingeführt. Jedes Mitglied brachte eigene Ideen in das Leitungsgremium der Friedensgemeinde mit, doch die Corona-Krise sorgte zunächst dafür, dass in Online-Sitzungen vorrangig das Gemeindeleben unter Pandemiebedingungen gestaltet und organisiert werden musste. Für ein gemeinsames Kennenlernen, für den Austausch von Ideen, Visionen, Träumen und persönlichen Zielen im Amt blieb wenig Zeit. Um so schöner war es, dass am dritten Oktoberwochenende die lange geplante Ältestenklausur in Rastatt stattfinden konnte.
Zwei Tage lang nahmen sich die 15 gewählten Ältesten mit Pfarrerin Martina Steinbrecher und Pfarrer Gunnar Garleff Zeit, um sich über ihre Kirchenbilder auszutauschen. Verschiedenste Perspektiven wurden eingenommen, denn Kirche lebt aus der Vielfalt der Menschen. Und diese Vielfalt spiegelt sich auch im Ältestenkreis wider. Nach einem biographischen Einstieg mit Blick auf die eigene kirchliche Sozialisation und einem paarweisen Austausch auf einem Spaziergang, wurde das Erlebte und Gehörte in vier Kirchenbildern kreativ umgesetzt.





Kunstwerke regten zur Deutung an.
Ein weiterer Arbeitsschritt war die Betrachtung von gesellschaftlichen Erwartungshaltungen an Kirche. Einige Gruppen wurden exemplarisch untersucht: die Senioren, die Obdachlosen, die (kirchlich) Unerreichten und Erwartungslosen, die Lokalpolitik, die Suchenden, die Gottesdienstbesucher, die Mitglieder anderer Religionen. Die Leitfragen: Welche Gruppen erwarten/beeinflussen die Kirche? Was sind die Erwartungen und Anforderung der einzelnen Gruppen an Kirche?
Da Kirche nicht nur von den Erwartungen der Gesellschaft geprägt ist, sondern auch in ihrer eigenen biblisch-theologischen Tradition gründet, lenkte Pfarrer Gunnar Garleff in einem kurzen Referat den Blick auf die biblischen Kirchenbilder und die aktuellen kirchlichen Strukturdebatten. Anschließend wurde das Gehörte von den Ältesten intensiv diskutiert.
War der erste Tag eher allgemein von der Schärfung des eigenen Bildes der Kirche in der Gesellschaft geprägt, so fokussierte sich der Ältestenkreis am zweiten Tag auf die Friedensgemeinde. Die Wahrnehmung dessen, was im Kontext der Friedensgemeinde stattfindet und wie viele Menschen in unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Vernetzungen die Gemeinde gestalten, erstaunt immer wieder. Da aber auch der neugewählte Ältestenkreis nicht angetreten ist, um das Bestehende nur zu verwalten, sondern auch Zukünftiges auf den Weg zu bringen, wurde er noch einmal kreativ. Im Mittelpunkt der Gespräche stand dabei immer wieder die Frage der Digitalisierung und der Öffnung der Gemeinde hin zur Stadtteilbevölkerung.
Am Ende der vielen Gesprächsrunden war sich das Gremium einig, dass die v.a. auch in der Corona-Zeit entwickelten digitalen Angebote und Kommunikationswege weiterentwickelt werden müssen, dass sie aber immer nur eine Ergänzung zu den analogen, präsentischen Formen des Gemeindelebens sein können. Letztere wiederum sollen sich vermehrt auch außerhalb der Kirchenmauern finden lassen. Die Friedensgemeinde der Zukunft wird sich auf dem Weg zu den Menschen manchen und die Friedenskirche als sicheren Hafen nutzen.
Derartige Klausurtagungen münden meist in Do Listen voller Ziele, die spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert sind (SMART). Deren Formulierung geht meist leicht über die Lippen und führt schnell zu einem Zwang, die eigene Arbeit an den Zielen zu messen. In Rastatt verzichtete der Ältestenkreis auf derartig Zielformulierungen, vielmehr standen am Ende eine geschärftes Bild einer offenen, kooperativen und digitaler werdenden Friedensgemeinde, die in der Lage ist, die jeweiligen Herausforderungen der Gegenwart kreativ zu gestalten und dabei ihre bewährten Arbeitsfelder stärken wird.
Kreativität und Geist dieser Ältestenklausur finden Sie hier eingefangen in einem Video:
Schön, dass es so engagiert weitergeht! Bei den notwendig weiter zu entwickelnden digitalen Formaten stellt sich aus meiner Sicht oft die Frage nach der Aufwand/Reichweitenrelation.
Oft werden unter hohem Aufwand Formate entwickelt, die dann, wenn man sich mal die Reichweiten im Web anschaut, lediglich einige Personen aus dem ÄK und ein zwei Handvoll Interessierte erreichen. Die Fragen die sich daraus ergeben, könnten lauten:
Muss es immer so ein hoher Aufwand sein? oder: Macht es denn nicht doch Sinn, Reichweiten hinzuzukaufen? Das beschäftigt mich derzeit.