Die Friedensgemeinde begrüßt ihre neue Pfarrerin

Sommerlich-heiterer Empfang zur Amtseinführung

Am vergangenen Sonntag (5. Juli) wurde Pfarrerin Martina Reister-Ulrichs in ihr neues Amt in der Friedensgemeinde eingeführt. Die Gemeinde feierte einen intensiven und zugleich heiteren Festgottesdienst und begrüßte anschließend die neue Pfarrerin bei einem Glas Sekt im Schatten der Friedenskirche.

In ihrer Predigt stellte sich Martina Reister-Ulrichs als neue Pfarrerin vor. Die Erzählung vom Fischfang des Petrus aus dem Lukasevangelium lag ihrer Predigt zu Grunde. „Am Anfang war ich begeistert“, so Reister-Ulrichs. „Eine biblische Berufungsgeschichte als Predigttext zur Einführung in eine neue Pfarrstelle, was könnte mir Besseres passieren?“ Aber dann sei sie über diesen Satz gestolpert: „Von nun an wirst du Menschen fangen“. Das, so die neue Pfarrerin, „das habe ich nicht als Programm ausgegeben in den Gesprächen mit dem Ältestenkreis, und wenn Sie mich im Interview nach einem biblischen Leitbild für meine Arbeit gefragt hätten – dieses wäre mir wohl nicht als erstes eingefallen.“

Älteste und Mitarbeiter der Gemeinde bei der Amtseinführung und Segnung der neuen Pfarrerin. (Foto: Bernd Reister)

Wie sich Martina Reister-Ulrichs tatsächlich ihre Arbeit in der Friedensgemeinde vorstellt, das können Sie hier in Auszügen aus der Predigt weiter verfolgen. Dazu einige Eindrücke vom Begrüßungsfest. Und am Ende gibt es die Predigt auch als Ganzes zum download.

 

 

Pfarrerin Reister-Ulrichs weiter in ihrer Predigt:

Menschen fangen. Im Grahampark und vor der Tiefburg. Menschen fischen. Am Mühlbach und am Kroddeweiher oder welche Gewässer sich hier anbieten, wo die Fischer doch weiter südlich in Neuenheim zuhause sind. Menschen ködern mit lukrativen Angeboten, damit sie uns ins Netz gehen, sich verfangen und schließlich hängen bleiben in den Netzwerken unserer Kirche, in unserer Gemeinde, in einer unserer zahlreichen Veranstaltungen. So stelle ich mir meine Arbeit nicht vor.
Noch einmal lese ich also den Text und entdecke: Der wahre Menschenfischer in dieser Geschichte ist Jesus selbst. (…)

Die paar Fischer, die nur einen Steinwurf weit entfernt ihrer Arbeit nachgehen, könnten ihm eigentlich egal sein, er hat ja schon die Massen hinter sich, die großen Zahlen für die Statistik, fünftausend sind es mindestens, wenn nicht mehr, praktisch die komplette Friedensgemeinde hat sich da versammelt. Nun könnte Jesus die Fischer natürlich herüber bitten und einladen, sicher hätten wir eine gute Idee, wie sich auch diese Zielgruppe erreichen ließe. Aber Jesus macht es anders.
Er geht hin und bittet den Fischer Simon um einen Gefallen. Dessen Boot kommt ihm gerade recht. Und die Fähigkeiten seines Besitzers, der fischen, zupacken und rudern kann. So steigt er einfach ein und bittet den Mann, ein wenig vom Land wegzufahren. Es wird Simon Petrus eine Ehre gewesen sein, dass er gebraucht wird, so schnell kommt man zu einem Ehrenamt, dabei wollte er doch gerade Feierabend machen, oder besser Feiermorgen, nun wird sein Boot zur schwimmenden Kanzel. Das Stichwort Beteiligungskultur fällt mir ein. Es ist mir ein wichtiges Anliegen. Und Jesus macht hier vor, wie so eine Beteiligungskultur aussehen könnte: Ich begegne dir auf deinem Terrain, in deinem Lebensumfeld, und ich frage dich: Darf ich einsteigen in dein Boot? Darf ich einsteigen in dein Lebensschifflein und eine Weile mit dir fahren? Vielleicht ruderst du uns ein Stück hinaus, damit wir Abstand gewinnen. Deine Kompetenzen und Fertigkeiten sind gefragt. Ja, ich brauche dich jetzt. Es wäre mir und Dir eine Ehre. Und da kann es plötzlich geschehen, ehe du dich versiehst, dass Jesus mit im Boot sitzt und dass in deinem Leben, mitten in deinem Alltag, das Evangelium laut wird. (…)

Eindrücke vom Begrüßungsfest in unserer Foto-Galerie. Klick aufs Bild für größere Ansicht.

Und noch ein Lehrstück steckt in dieser Aufforderung Jesu, die so mühelos vom Singular in den Plural wechselt: Wo einer gewonnen ist, da werden auch andere mit gezogen. Eben hat er noch zu Simon gesagt: „Fahre hinaus, wo es tief ist“, aber weiter heißt es: „und werft eure Netze zum Fang aus.“ Da sind ganz beiläufig noch andere angesprochen und mit gemeint; da werden auch die anderen Fischer einfach mit ins Boot geholt. Und schon könnten wir wieder eine neue Gruppe aufmachen. (…)

Und während in ihren Netzen die Fische zappeln, zappeln in meinem Kopf die Gedanken. Wie machen wir das bloß? Wie kriegen wir das auch hin? Wie kriegen wir die, die uns bisher durch die Netze gegangen sind und für die ich nun in besonderer Weise verantwortlich sein soll: die Singles und jungen Erwachsenen, die Menschen in der Mitte des Lebens und solche, die in den Ruhestand gehen, rüstige Rentnerinnen und hoch Betagte, und alle andern, die beim Gemeindebeirat in der vergangenen Woche als mögliche Zielgruppen genannt wurden? Und ich suche noch einmal den Predigtext ab, ob Jesus uns zwischen den Zeilen den einfachen Trick oder die geniale Idee verrät, die sie uns zutreibt. Und bleibe hängen immer nur an diesem einen Satz: „Fahre hinaus. Fahrt hinaus.“ Mehr oder anderes steht da nicht. Und nun haben wir die Wahl: Entweder; wir ziehen uns auf das Argument zurück, „Meister, wir haben schon viele Jahre lang gearbeitet und alles mögliche und unmögliche versucht, und so ein Fang ist noch nie dabei herum gekommen.“ Oder wir nehmen den anderen Text: „Aber auf dein Wort. Will ich die Netze auswerfen. Ja, ich will.“
Und das Schöne ist: Ich bin dabei nicht allein. Denn die Geschichte geht noch weiter: „Und sie winkten ihren Gefährten, die im anderen Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen.“ Menschen fangen ist Teamarbeit. Davon bin ich ganz fest überzeugt. Aus Überzeugung will ich in einem Gruppenpfarramt tätig sein. Schon oft musste ich in den letzten Tagen meine Gefährtinnen und Gefährten im Pfarramt herbeiwinken, um mir etwas zu zeigen oder zu erklären (meistens traf es übrigens den Fischer Gunnar). Aber auch nach einer gewissen Einarbeitungszeit möchte ich mich ja nicht selbständig machen, sondern mit Ihnen zusammen unterwegs sein, dass wir gemeinsam an einem Netz ziehen, an einem Strang, Glocken in die Höhe ziehen und Karren aus dem Dreck, und nach getaner Arbeit natürlich auch um die Häuser. Die Fischer vom See teilen den grandiosen Erfolg und sie teilen die bittere Enttäuschung. Ob die Netze reißen oder ob sie leer bleiben, immer bleiben sie vernetzt. Solche Menschenfischer und Netzwerker könnten wir auch sein. (…)

(Fotos: Bernd Reister, Lothar Bauerochse)

Und hier die Predigt zur Amtseinführung von Pfarrerin Martina Reister-Ulrichs als pdf-download:

„Lasst uns die Netze auswerfen…“

Veröffentlicht von Lothar Bauerochse

Mitglied im Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit der Friedensgemeinde.

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