Profilierung der Gemeindearbeit findet Zustimmung

Die Besetzung der zweiten Pfarrstelle der Friedensgemeinde stand im Mittelpunkt der Gemeindeversammlung am vergangenen Sonntag (1. März 2015): Welches Profil wird seitens der Gemeindeversammlung und des Ältestenkreises vom dem Bewerber oder der Bewerberin erwartet?

Von Helmut Brodt

Am 1. März fand eine Gemeindeversammlung zu den Themen „Pfarrstellenbesetzung“ sowie Rechenschaftsbericht des Ältestenkreises statt. Wer erwartet hatte, dass die Wogen dabei hochschlugen wurde enttäuscht. Die 38 erschienenen Teilnehmer diskutierten in sachlicher Form die anstehenden Themen. Zu Eröffnung der Versammlung stellte der Leiter der Gemeindeversammlung, Peter Heesch fest, dass die Einladung fristgerecht 14 Tage vor Versammlung in mehrfacher Abkündigung, im Aushang und per Information im Internet erfolgte.

 

Rechenschaftsbericht zur Arbeit des Vorstands

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Fotos: Rüdiger Runge

Der Vorsitzende des Ältestenkreises Axel Schimpf trug den Rechenschaftsbericht zur Arbeit des Ältestenkreises (ÄK) vor. Die Arbeitsatmosphäre im Ältestenkreis sei nach turbulentem Start mittlerweile sachlich und zielorientiert. Mit dazu trägt auch bei, dass Vorarbeit in den zahlreichen Ausschüssen geleistet wird. Zwar sei auch dadurch die Arbeitsbelastung für die Ältesten hoch, die Informations- und Beschlusslage aber für alle transparent und nachvollziehbar.

Wesentliches Ziel der Arbeit war im letzten Jahr die Schärfung des Profils der Gemeinde. In der Novemberklausur wurden fünf Schwerpunkte für die laufende Arbeit bestimmt. Im Zentrum stehen dabei neben der Kirchenmusik, die immer prägend für die Gemeindearbeit ist, die Themen

  • Kommunikation nach innen
  • Kommunikation nach außen,
  • Kinder- und Jugendarbeit
  • Arbeit mit Erwachsenen jeder Altersgruppe sowie die
  • Vernetzung der Gemeinde in Stadtteil und Stadt

Präsentation Pfarrteam

 

Diese Schwerpunktsetzung ist auch eine wichtige Basis für das Profil der neuen Pfarrstelle.

Bei seiner Arbeit stellt der Ältestenkreis immer wieder fest, wie facettenreich das Gemeindeleben ist, was oft fehlt, ist aber die Darstellung dieser Aktivitäten nach außen, nicht zum Selbstzweck, sondern mit dem Ziel, dass sich Interessierte daran „andocken“ können. Die Gemeindeversammlung nahm den Bericht zur Arbeit des Ältestenkreises wohlwollend zur Kenntnis.

 

Neubesetzung der vakanten Pfarrstelle

Danach stand das zentrale Thema der Gemeindeversammlung, nämlich die Besetzung der vakanten Pfarrstelle, auf der Tagesordnung: Axel Schimpf und  Peter Heesch stellten die im Pfarrstellengesetz beschriebenen Besetzungswege für die vakante Pfarrstelle vor:

DSC_0019 (2)Variante 1: Ausschreibung
Nach dem „Pfarrstellenbesetzungsgesetz“ wird die Stelle ausgeschrieben, aus den Bewerbern wählt der Oberkirchenrat (OKR) 2-3 Bewerber aus. Diese halten jeweils eine Predigt vor der Gemeinde. Nach der Predigt stehen die Bewerber für Fragen einer Gemeindeversammlung zur Verfügung. Abschließend entscheidet der Ältestenkreis in geheimer Wahl ob – und wenn ja- welcher Kandidat aus seiner Sicht geeignet ist. Ist dies bei keinem Kandidaten der Fall, erfolgt erneut ein Vorschlag durch den OKR.

 

Variante 2: Besetzungsvorschlag durch den OKR
Der Ältestenkreis entscheidet sich für einen Besetzungsvorschlag durch den Oberkirchenrat und legt dazu ein Anforderungsprofil vor. Der OKR wählt auf Basis dieses Profils einen Kandidaten aus, der geeignet erscheint. Der ÄK beschließt in geheimer Wahl, ob der Kandidat nach Befragung seinen Vorstellungen entspricht. Bei Ablehnung erfolgt ein erneuter Vorschlag. Bei Annahme hält der bestätigte Kandidat auf Wunsch eine Predigt vor der Gemeinde.

 

Entscheidung des Ältestenkreises

Der Ältestenkreis hat bei seiner Sitzung am 15.2. den Vorsitzenden der Gemeindeversammlung sowie die Dekanin zum Thema eingeladen und gehört. Der ÄK hat sich nach intensiver Diskussion anschließend in geheimer Abstimmung für einen Besetzungsvorschlag durch den OKR entschieden. In einer offenen Erklärung haben die beiden Vorsitzenden des ÄK, Pfarrer Gunnar Garleff und Axel Schimpf, die Entscheidung für die Öffentlichkeit und den OKR begründet.

Folgende Gründe sprechen für den Beschluss:

  • Bei einer Stellenausschreibung ist das Verfahren langwierig. Mit einer Entscheidung über die Kandidaten wäre erst kurz vor oder kurz nach den Sommerferien zu rechnen. Somit wäre die Pfarrstelle voraussichtlich erst ab 1.1. 2016 neu besetzt. Diese lange Frist und die damit verbundene Arbeitsbelastung würde die Dynamik, die sich gerade in der Gemeindearbeit entwickelt hat, lähmen und den derzeitigen Stelleninhaber sehr stark mit zusätzlichen Vertretungsaufgaben belasten.
  •  Erfahrungen aus anderen Gemeinden in der Heidelberger Stadtkirche bei der Pfarrstellenbesetzung in Ausschreibung zeigen, dass mit diesem Verfahren nicht unbedingt ein Ergebnis erzielt wird, das die Gemeinde eint. Auch in der Friedensgemeinde selbst gab es bei der letzten Ausschreibung kein eindeutiges Votum im ÄK für einen der drei Kandidaten, so dass um einen Besetzungsvorschlag gebeten wurde.
  •  Mit der gewählten Variante 2 ist es möglich, anhand des entwickelten Anforderungsprofils zügig einen qualifizierten Bewerber oder eine qualifizierte Bewerberin zu gewinnen und eine schnelle Besetzung der vakanten Stelle zu erreichen.
  •  Viele qualifizierte Bewerber scheuen, wie zu hören war, das Ausschreibungsverfahren, auch weil sie bei Ablehnung in ihrer bisherigen Gemeinde als unsichere Kantonisten eingestuft werden könnten. Deshalb bewerben sich qualifizierte, wechselwillige Kandidaten oft direkt beim OKR für das so genannte Besetzungsverfahren.

 

Lebhafte und sachliche Aussprache

DSC_0002Zum Verfahren gab es aus der Gemeindeversammlung auch andere Meinungen zu hören: So erinnerte sich eine Teilnehmerin, dass die letzte Ausschreibung vor Ort auch für die Gemeinde eine Chance war, sich mit den Bewerbern zu befassen, was zu vielen Gesprächen führte, die die Meinungsbildung aktivierten. Sie fand es daher bei allen verständlichen Gründen schade, dass sich der ÄK für ein anderes Verfahren entschieden hatte.

Umfassender war die Kritik von Fritz Köhler. Er führte aus, dass seiner Meinung nach der eingeschlagene Weg nicht mit dem Gemeinderecht in Einklang zu bringen sei. Dies schreibe vor, dass vor einer Entscheidung über den Verfahrensweg die Gemeindeversammlung zu hören sei.

Dem widersprach der Vorsitzende der Gemeindeversammlung, Peter Heesch. Er habe die Rechtmäßigkeit des eingeschlagenen Weges geprüft und für einwandfrei befunden. Als Sprecher der Gemeindeversammlung sei er zu der genannten Anhörung und Abstimmung hinzugezogen worden, das gewählte Verfahren sei nicht zu beanstanden und rechtlich einwandfrei.

Auch Lothar Bauerochse, Mitglied im Ältestenkreis, wies darauf hin, dass die Entscheidung des Ältestenkreises vollständig im Einklang sei mit den kirchenrechtlichen Vorschriften. Das Pfarrstellenbesetzungsgesetz sehe in §12 eine Besetzung durch den Ev. Oberkirchenrat vor, sofern dies der Ältestenkreis beschließe. Vor einem solchen Beschluss sei die Erörterung im Rahmen einer Gemeindeversammlung nicht nötig. Der Ältestenkreis habe aber aus eigenem Interesse beschlossen, eine Gemeindeversammlung abzuhalten, um die Erwartungen der Gemeinde an die Bewerberin oder den Bewerber zu hören.

Andere Stimmen aus der Gemeindeversammlung zeigten Verständnis für den gewählten Verfahrensweg, auch wenn dabei mitunter Bedauern darüber geäußert wurde, dass so keine umfassende Vorstellung der Kandidaten für die Gemeinde möglich sei.

Aus Sicht von Fritz Köhler war weiterhin zu beanstanden, dass die Einladung zur Gemeindeversammlung kurzfristig und nicht umfassend genug erfolgt sei, weder im Schaukasten noch auf sonstigen Wegen sei hinreichend informiert worden. Dem widersprach Pfarrer Gunnar Garleff. Der Aushang sei rechtzeitig erfolgt, auf die Versammlung sei fristgerecht in Abkündigungen hingewiesen worden, auch im Blog waren entsprechende Einladungen eingestellt.

 

Zum Profil der neu zu besetzenden Pfarrstelle

Nach der ersten Aussprache zum Verfahren übernahm Axel Schimpf das Wort.

Er führte anhand einiger Charts vor, welche Profile für die Besetzung der neuen Pfarrstelle von Bedeutung seien und stellte vor, welche Aufgaben von beiden Pfarrern als so genannte Querschnittsfunktionen zu leisten sind, welche Aufgaben im zeitlichen Turnus von drei Jahren im Wechsel zu erbringen sind und welche Aufgaben im Profil für die neuen Pfarrerin oder den neuen Pfarrer vorzusehen sind.

Präsentation Pfarrteam2

 

Da Pfarrer Garleff seinen eindeutigen Arbeitsschwerpunkt bei der Kinder-und Jugendarbeit gefunden hat, ergab sich, dass für die neue Pfarrstelle die Arbeit mit Erwachsenen und Senioren ein Schwerpunktthema sein wird, wie auch die Arbeit mit Haupt- und Ehrenamtlichen, insbesondere in diesem Tätigkeitsfeld.

Anschließend bat Axel Schimpf die Teilnehmer, mit eigenen Anregungen das Pfarrstellenprofil zu ergänzen. Hierbei wurden Wünsche nach „Mehr Bibelarbeit“ , „Eine Welt –Themen“ oder auch „Öffentlichkeitarbeit als Schwerpunktthema“ genannt. Den weitergehenden Wunsch nach einem Pfarrer oder einer Pfarrerin aus der „Dritten Welt“ musste der Ältestenkreis in seiner anschließenden Besprechung verwerfen, da dies eine unzulässige Einengung der möglichen Kandidaten nach sich gezogen hätte.

Veröffentlicht von Lothar Bauerochse

Mitglied im Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit der Friedensgemeinde.

3 Kommentare zu „Profilierung der Gemeindearbeit findet Zustimmung

  1. Ich finde, der ÄK hat sich den Weg der Pfarrstellenbesetzung wohl und gut überlegt und es sich nicht leicht damit gemacht. Da stecken viele Stunden an Sitzungen, Diskussionen und Informationsbedarf dahinter. Ich finde es gut, dass sich die Besetzung durch Ausschreibung, Bewerbung und Vorstellung nicht in die Länge zieht und danke dem ÄK für ihre Entscheidung.

  2. Ich finde es traurig, dass nur so wenig Gemeindeglieder sich für die Vorstellung der Arbeit des Ältestenkreises interessiert haben. 38 von fast 6000 ist doch ziemlich wenig. Etwas unverständlich ist mir das angesichts der hohen Wellen, die die Renovierung geschlagen hat. Was könnte wichtiger sein als die Frage nach der künftigen Ausrichtung der Gemeinde?

    Um die Gemeinde etwas breiter über die fünf Arbeitsfelder zu informieren: Wäre es möglich, das Bild oben in größerer Auflösung noch einmal hier zu veröffentlichen, vielleicht versehen mit einer kurzen Beschreibung der einzelnen Felder? Das würde mich freuen.

    1. Die Bilder aus der Präsentation von Axel Schimpf haben wir jetzt schon mal etwas größer. Ein Klick aufs Bild vergrößert es nochmal. Und wir schauen mal, ob wir die Erläuterungen zu den Zielen demnächst noch mal in Worte fassen können. 🙂

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