… dann kann er was entdecken. Mitglieder der Kantorei der Friedenskirche sind derzeit im Rahmen einer Konzertreise in Stockholm, Schweden. Am Donnerstag, 23. Juni, am Vorabend von Mittsommernacht, singt die Kantorei ein Konzert in der Sofienkirche im Stadtteil Södermalm. Was wir alle nicht wussten und am Mittwoch bei der ersten Probe erstaunt entdeckten: Die Sofienkirche in Stockholm ist wie eine große Schwester der Friedenskirche in Handschuhsheim. Außer dass die Orgel hinten ist, gleichen sich beide Kirchen in zahlreichen Details.
Die Sofiakirche ist ein ebenfalls Zentralbau mit Emporen an den Seiten und über dem Eingang. Die Aufgänge zu den Emporen sind wie in der Handschuhsheimer Friedenskirche über vier Treppenhäuser. Und wie in der Friedenskirche gibt es über dem Eingang ein großes buntes Glasfenster.
Offenkundig hat sich die Gemeinde bei ihrer letzten Renovierung, die sicher schon ein paar Jahre zurückliegt, ebenfalls dafür entschieden, die frontale Sitzordnung aufzugeben und den Altar mehr in die Mitte des Kirchenraums zu rücken. Die Gemeinde versammelt sich (mit viel Platz) rund um den Altar.
Man sieht aber auch: Ohne gestalterische Idee bleibt der bisherige Altarraum einfach leer. Immerhin hat man noch den alten Altar an der Wand erhalten. Aber wo liegt jetzt das orientierende Kraftzentrum im Kirchenraum? Der neue Altar wirkt schwach. Im früheren Altarraum liegt unvermittelt ein Teppich. Eine Verlegenheitslösung, um die Leere zu füllen?
Man sieht hier am konkreten Beispiel, was bei den Diskussionen um die neue Friedenskirche immer wieder von den Architekten und dem Ältestenkreis betont wurde: Wenn man sich entscheidet, den Altar in die Mitte zu stellen, dann muss der entstehende Leerraum gestaltet werden. Das tut in der neuen Friedenskirche die Stufenanlage als Ort der Verkündigung.
Und außerdem: Man achte auf den Taufstein. Auch in der Sofiakirche Stockholm hat man offenkundig den „alten“ Taufstein erhalten. Aber richtig in die Mitte rücken wollte man ihn offenkundig nicht. Nun steht er etwas unschlüssig halbrechts vor einer Sitzbank. Eine halbherzige Lösung.
Am Beispiel der Sofiakirche in Stockholm zeigt sich, wie wichtig es ist, bei einer Kirchenrenovierung auf die Schlüssigkeit des theologischen und liturgischen Konzepts zu achten.
Das ist ja alles gut und schön. Vielleicht haben die Södermalmer dafür etwas mehr Frieden in ihrer Gemeinde. Danach sollte man sie mal fragen. Das würde das lithurgisch langweiligere Ambiente dann vielleicht etwas in den Hintergrund treten lassen. Zumindest im täglichen Leben in und um das schöne Södermalm.