Die Orgel der Friedenskirche

Die Orgel der Friedenskirche ist eines der größten Instrumente in Heidelberg. Sie wird in Gottesdiensten und Konzerten regelmäßig gespielt.

Von der Erbauung der Friedenskirche 1910 bis zu ihrer Umgestaltung 1960 hat auf der Empore über dem Altar und der damals zentral angeordneten Kanzel eine Orgel der Werkstatt Steinmeyer (Oettingen) gestanden. Bei diesem alten Instrument war der Prospekt vom Architekten der Kirche, Hermann Behaghel entworfen worden; optisch fügte sich die Orgel optimal in die Gestaltung der Kirche ein. Auch klanglich war das alte Instrument am Geschmack der Zeit um 1910 orientiert: Die Disposition des zweimanualigen Instruments wies bei einer Gesamtzahl von 33 klingenden Stimmen sechs 16‘-Register und siebzehn 8‘ -Register auf. Die Orgel hatte Taschenladen, eine pneumatische Traktur und war noch bis zur Anschaffung eines Elektromotors 1921 nur mithilfe zweier Kalkanten zu spielen, die die Blasbälge bedienten. Der durch die „Orgelbewegung“ geprägte andere Zeitgeschmack der fünfziger Jahre sorgte dafür, dass bei der Kirchenrenovierung 1960 die alte Orgel aufgegeben wurde.

Für die Bedürfnisse des reichen kirchenmusikalischen Lebens in Handschuhsheim, das nach dem Zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte durch den weit über Heidelberg hinaus bekannten Kantor Erich Hübner geprägt wurde, wurde 1960 eine dem neuen Zeitgeschmack entsprechende große Orgel gebaut. Das Instrument stammt aus der Orgelbauwerkstatt Walcker in Ludwigsburg. Die Orgel ist konzipiert für die Wiedergabe einer großen stilistischen Bandbreite an Kompositionen. Durch die klare Werktrennung (oben in der Mitte das Hauptwerk, darunter das Schwellwerk, seitlich rechts und links die Pedaltürme und an der Emporenbrüstung das Rückpositiv) war das Instrument besonders ausgerichtet auf Musik des Barock, namentlich von Johann Sebastian Bach. Die vielen 8‘-Register der Vorgängerorgel wurden aufgegeben zugunsten einer Vielzahl an Aliquoten und Zungenstimmen (z.B. die „Spanische Trompete“). Die ursprünglich 41 Register mit etwa 2500 Pfeifen, verteilt auf drei Manuale und Pedal, ermöglichten ein farbiges und durchsichtiges Spiel.

Zahlreiche Veränderungen wurden in den vergangenen Jahrzehnten an der Orgel vorgenommen: 1990/91 etwa wurde aufgrund von Anregungen von Kantor Rainer Selle neben kleineren technischen Arbeiten eine generelle Neuintonation vorgenommen, einzelne Register kamen neu hinzu. Die Tendenz dieser Neuerungen war dem Bedürfnis geschuldet, Orgelmusik der französischen Romantik besser darstellen zu können.

Bei den Planungen zur Kirchenrenovierung im Jahr 2007 wurde das Instrument durch den Orgelsachverständigen der Badischen Landeskirche, Dr. Martin Kares, in klanglicher und technischer Hinsicht geprüft. Er stellte fest, dass die Elektrik erneuerungsbedürftig und überhaupt die Technik der Orgel sehr abgenutzt war und einer gründlichen Generalüberholung bedurfte. Aus drei Angeboten wählte der Gesamtältestenkreis der Friedensgemeinde die Konzeption der Orgelbauwerkstatt Lenter in Sachsenheim aus. Diese Firma hat das Instrument seit langer Zeit regelmäßig gewartet und ein sehr schlüssiges Angebot zur Erneuerung der Orgel vorgelegt.

Der Bestand an Registern wurde mit kleinen Änderungen erhalten. Die Arbeiten beschränkten sich im Wesentlichen auf einen Schutz für die Zeit der Kirchenrenovierungsarbeiten, auf eine Ausreinigung, auf eine Anpassung der Technik an heutige Standards, an eine Erneuerung des Spieltischs und an die Versetzung des Rückpositivs von der Emporenbrüstung hinter die Orgelbank.

Zusätzlich wurde eine Setzeranlage eingebaut, um den Registerwechsel beim Spiel in Gottesdienst und Konzert zu erleichtern. Ein Monitor ermöglicht den Blick auf das Liturgische Geschehen am Altar und auf das Dirigat beim Zusammenspiel mit Chören oder einem Orchester.

Umstritten war über lange Zeit die Versetzung des Rückpositivs. Folgende Beweggründe führten zur Entscheidung für die Änderung: Die Chöre der Friedensgemeinde, die bislang beim gottesdienstlichen Musizieren hinter dem Rückpositiv verborgen waren, können nun auf der neuen Stufenanlage im Angesicht der Gemeinde singen und spielen. Die Chormitglieder können das Geschehen um Altar, Taufstein und Kanzel optisch wahrnehmen und aktiver am Gottesdienst teilnehmen als bisher. Für die Qualität der Orgel ermöglicht die Versetzung, dass der Klang der unterschiedlichen Werke besser verschmilzt.

Die Orgel der Friedenskirche wird in Gottesdiensten und Konzerten regelmäßig gespielt und ist eines der größten Instrumente in Heidelberg. Nicht zuletzt wird sie auch von der Hochschule für Kirchenmusik als Unterrichts-, Üb- und Konzertinstrument benutzt. Fest angestellte Organisten sind Michael Braatz-Tempel und Klaus Petzel.